Impuls- und Austauschzentrum Kamerun
Zusammenfassung der Bedürfnisabklärung
Die Bedürfnisabklärung wurde vom Mai – Juli 2023 durch zwei ehemalige Studentinnen der Katholischen Universität Yaoundé durchgeführt und vom Rektor der Universität und Bimawo betreut. Während dieser Zeit wurden 1’000 Personen in Strassenmärkten, an Schulen, in Spitälern oder auch in den Strassen befragt. Die Rückmeldungen decken sich mit unseren Erfahrungen, welche wir während den 20 Jahren im ländlichen Gebiet gemacht haben.
Unsere damalige Erfahrung hat uns aufgezeigt, dass das Interesse der Verarbeitung und Konservierung bei der lokalen Bevölkerung sehr hoch ist. Die traditionelle Verarbeitung von Maniok zu Mehl oder anderen Produkten ist schon seit jeher bekannt. Doch viele der sogenannten Nicht-Holz-Produkte wie Nüsse oder Früchte werden selten verarbeitet und konserviert. Aus einigen Nussarten können wertvolle Öle hergestellt werden, welche auf dem Markt begehrt sind. Auch Kakaobohnen zu Butter oder Öl verarbeitet, generiert ein Mehrfaches an Einnahmen, statt sie als rohe Kakaobohnen zu verkaufen. Dies hat die Bedürfnisabklärung nun aufgezeigt, dass genau diese wertvollen Produkte kaum oder gar nicht verarbeitet werden.
Personen
Es wurden 511 Frauen und 489 Männer befragt.
Anmerkung:
Wir haben es den zwei Frauen überlassen, wen sie für die Bedürfnisabklärung befragen möchten. Traditionell ist die Frau mit der Nahrungsmittelverareitung engagiert. Doch in der Stadt sind es auch Männer, welche nicht nur die Produkte anbauen sondern auch verkaufen oder verarbeiten. Daher die hohe Anzahl befragter Männer.
Einkaufsort
Die Hälfte und somit Mehrheit (50.5%), kaufen auf dem Markt und im Einkaufszentrum ein. Ausschliesslich auf dem Strassenmarkt kaufen knapp 40% der Befragten ein. Denn die Lebensmittel sind dort meist billiger und noch verhandelbar. Gerade nur 6% kaufen nur im Einkaufszentrum, respektive im Laden ein. Gleichviele Personen beziehen ihre Produkte direkt von ihren Feldern.
Anmerkung:
Der Einkauf auf den traditionellen Märkten ist für die lokale Bevölkerung wichtig und zahlbar. Wobei auch auf diesen Märkten der Preisanstieg der Lebensmittel spürbar ist. Der Marktpreis reagiert direkter auf Angebot und Nachfrage und kann auch gehandelt werden. Was in den Läden nicht der Fall ist. Nur wenige Personen kultivieren im urbanen Gebiet ihre eigenen Lebensmittel. Hier möchte das Projekt ebenfalls ansetzen und aufzeigen, dass auch auf kleinen Flächen Nahrungsmittel produziert werden kann.
Konservierung
Über 66% konservieren ihre Nahrungsmittel im Kühl- oder Gefrierschrank. Rund 20% aller Angefragten konservieren ihre Nahrungsmittel auf traditionelle Art (Trocknen, Räuchern oder Erdmiete). Personen welche überhaupt keine Nahrungsmittel konservieren, liegen mit 8% in der Minderheit.
Anmerkung:
Das lagern der Nahrungsmittel in Kühl- oder Gefrierschränken ist mit hohen Anschaffungs- und Stromkosten verbunden. Regelmässige Stromunterbrüche führen zu hohen Verlusten, da diese Unterbrüche über Tage andauern können. Daher möchte das Projekt eine energiearme Konservierung aufzeigen um dadurch die Lebensmittelverschwendung und Kosten zu reduzieren.
Verarbeitung
Die Hälfte (50.7%) alle Befragten haben bisher noch nie ihre Nahrungsmittel verarbeitet oder haben keine Kenntnisse davon. Rund 20% verarbeiten die traditionellen [1]Batôn, [2]Gari oder [3]Chips. Andere Nahrungsmittel oder Methoden zur Verarbeitung sind ihnen nicht bekannt. Gerade nur 1.6% stellen aus Palmfrüchten Öl her, 1% produzieren aus Früchten Konfitüren und gerade nur 0.3% aus Kakao Schokoladepaste.
Anmerkung:
Der Auslöser dieses Projektes basiert genau auf diesem Punkt. Wie schon bei anderen Projekten erkannt und daher nicht überraschend, liegt in der Verarbeitung das grösste Potential. Und was dann uns eher erstaunt, dass gerade nur 0.3% Kakaobohnen verarbeiten. Und dies in einem Land, welches zur Hauptsache Kakao produziert. Kakao-Öl oder -Butter sind auf dem Markt begehrte Produkte und sind einträglicher als Kakaobohnen roh zu vermarkten. Wohl werden einige Produkte aus Maniok verarbeitet. Doch wenn man berücksichtigt, dass von den über 50 erfassten Lebensmittel gerade nur Maniok und Palmfrüchten von den Befragten verarbeitet werden, besteht doch ein grosses Potential für dieses Projekt.
Motivation
Über die Hälfte (51%) sehen in der Idee des Projektes die Vorteile, Lebensmittel selber zur verarbeiten und konservieren. Und dadurch auch Lebensmittel ausserhalb der Saison zu konsumieren. Eine Minderheit von 2.3% sehen darin auch wirtschaftliche Möglichkeiten, indem sie die verarbeiteten Produkte vermarkten könnten. Und noch eine kleinere Minderheit (1.4%) sieht in diesem Projekt die Chance weniger Lebensmittel zu verschwenden, Nahrungsmittel ohne chemische Pflanzenschutzmittel zu konsumieren und um Kosten einzusparen.
Anmerkung:
Die Vorteile sind von der Zielgruppe erkannt. Vielleicht können sie weitere Vorteile noch nicht erkennen, da sie über die Vielfalt der Verarbeitungsmethoden noch nicht informiert wurden. Das Interesse konnte mit der Bedürfnisabklärung jedenfalls aufgezeigt werden.
Problematik
Mit dieser Umfrage wollten wir auch die Probleme der aktuellen Situation in der Verarbeitung oder Konservierung von traditionellen Produkten in Erfahrung bringen. Ein Drittel aller Befragten gaben die fehlende Infrastruktur und Finanzierung zu Protokoll. Für die bereits oben genannten traditionellen Verarbeitungen wie Batôn, Gari, Chips oder Öl besteht jedoch kaum Handlungsbedarf.
Anmerkung:
Diese Rückmeldungen weisen darauf hin, dass das Wissen über Möglichkeiten zur Nahrungsmittel-Erhaltung kaum vorhanden ist. Natürlich ausgenommen die oben genannten traditionellen Produkte. Die geplanten Workshops zielen auf eine Verarbeitung und Konservierung, welche vorwiegend von Hand ausgeführt werden soll und somit keine oder kaum Kosten verursachen sollte. Einige einfache Apparate kommen sicherlich zur Anwendung und sind für die Mehrheit auch zahlbar.
[1] Masse aus Maniok, welche in Bananenblätter als Stange eingewickelt werden.
[2] Pulver aus Maniok, wird zuerst geschält, gewaschen, geraspelt und getrocknet.
[3] Chips aus Maniok, in Scheiben geschnitten und meist in Palmöl frittiert.