Kaffee und Klimwandel in Brasilien
Studienreise vom Januar 2024.
Von 1975 bis 1976 arbeitete ich in der Firma «Jardins Tropicais» in São Paulo. Diese Firma wurde von meinem Onkel in den 50er Jahren gegründet und galt als eine der ersten Gartenbaufirma Brasiliens. Danach engagierte ich mich von 1983 bis 1994 für das Landwirtschaftsprojekt «Serra do Mel» im Nordosten – einem Dürregebiet Brasiliens.
Und nun reiste ich wiedermal nach São Paulo, um Verwandte zu besuchen, aber auch mich dort mit Hélio, einem Kaffee-Kleinproduzenten auszutauschen. Er lebt etwa 200km nordöstlich von São Paulo und bewirtschaftet eine Kaffeeplantage mit 1’500 Kaffee-Sträuchern. Als Zusatzverdienst hält er noch 25 Rinder für die Fleischproduktion. Die Kaffeebohnen verkauft er entweder als getrocknete Bohnen oder geröstet. Für die gerösteten Bohnen erhält er einen Preis, der um einen Drittel höher liegt als für die getrockneten Bohnen.
Die letzte Ernte lieferte ihm 33 Säcke zu je 40kg geröstete Kaffeebohnen, also rund 1.32 Tonnen. Dies sind gerade mal knapp die Hälfte der Menge der vorigen Jahre. Die schwere Trockenheit im letzten Jahr hat auch er stark zu spüren bekommen. Hinzu kommt, dass der Preis von Kaffee stark schwankt. Und so erwirtschaftete er rund CHF 7’000 als Hauptertrag für ein ganzes Jahr. Eine normale Ernte ohne Trockenheit, kann mehr als das Doppelte einbringen.
Dieses Beispiel zeigt auf, wie Wetterextreme und aktuelle Klimawandel gerade Kleinproduzenten im Landwirtschaftssektor am stärksten treffen können. Weder haben sie die finanziellen Möglichkeiten für eine künstliche Bewässerung noch die Mittel dazu, andere Kulturen anzulegen oder in andere Regionen abzuwandern.
Patrick T. Fischer, Januar 2024
Weitere Fotos: Kaffee und Trockenheit Brasilien