Landwirtschaft und Wasser in Portugal
Studienreise vom Mai 2023
Diese Erkundungsreise hatte zum Ziel, persönliche Eindrücke über die herrschende Trockenheit in Spanien und Portugal zu gewinnen. Durch Gespräche mit der lokalen Bevölkerung wollte ich mir ein Bild über die effektive Situation machen. Alle hier wiedergegebenen Informationen entstammen also von ihnen und Zahlen aus dem Internet.
Per Zug reiste ich über Barcelona bis nach Madrid und von dort aus per Auto ins portugiesische Dörfchen Mourão, nahe der spanischen Grenze. Mourão liegt direkt am Stausee Alquivea, dem volumenmässigen grössten Stausee Mittel- und Westeuropa, mit einer Fläche von 250 km2. Und einem Volumen von maximal 4.15 Milliarden Kubikmeter. Die 96 Meter hohe Staumauer wurde im Jahre 2002 erbaut. Die Uferlänge beträgt je nach Wasserstand bis zu 1’200 km.
Ein Staudamm dieser Dimension löste natürlich nicht nur Freude aus. Ein Dorf, viele landwirtschaftliche sowie historische Gebäude und natürlich fruchtbares Landwirtschaftsland wurden mit dem Aufstau für immer überflutet. Fluch oder Segen? Heute kann man nachträglich davon ausgehen, dass diese Region mit hunderttausenden Oliven- und Fruchtbäumen, Reben sowie enormen Getreideflächen wohl nicht existieren würden, gäbe es diesen Stausee nicht. Denn mit dem Wasser dieses Stausees werden 120’000 Hektaren Landwirtschaftsfläche bewässert (12% der gesamten Landwirtschaftsfläche der Schweiz). Seit Jahren nehmen die Regenfälle ab und in diesem Jahr 2023 gab es seit Januar keinen Regen mehr. Nebst dem Ausfall von Regen verschärft die zusätzliche Evaporation, also Verdunstung von Wasser der Boden- und Stauseeoberfläche, das Problem. Denn zurzeit sind Temperaturen von über 30° zu ertragen.
Über die gesamte Fahrt von Barcelona bis Mourão, also rund 1’000km, waren verdorrte Felder zu sehen. Was grün ist wird künstlich bewässert, aus Stauseen oder Grundwasser. Die Stauseen weisen je nach Lage, Grösse und Zufluss eine Auslastung zwischen 40 und 80% der möglichen Kapazität. Einige kleinere Stauseen bereits nur noch 20%. Durch die steigende Entnahme für die künstliche Bewässerung der Landwirtschaft und der Abnahme des Grundwasserspiegels entsteht ein weiteres grösseres Problem – die Versalzung der Böden. Dies gilt im Übrigen für die gesamte iberische Halbinsel. „Denn durch die Bewässerung durch die starke Verdunstung des Wassers in dem dort eher heissen, trockenen Klima reichern sich vermehrt Salze in den Böden an und werden in die Flüsse gespült“. (Internet Scinexx – das wissensmagazin Mai 2023)
Eine weitere Gefahr birgt die Feuerbrunst, welche latent vorhanden ist. Daher haben die meisten Landwirte um ihre Felder einen etwa fünf Meter breiten Streif umgeackert. Dies als Feuerschutz, insbesondere entlang den Strassen. Denn ein Autobrand, ein Zigarettenstummel oder gar einfach ein Stück Glas kann eine verheerende Feuerbrunst auslösen.
Etwas befremdend erscheint uns die Tatsache, dass wir ausgerechnet aus diesen trockenen Gebieten sehr wasserhaltige und daher wasserabhängige Produkte importieren. Für eine einzige Orange werden zwischen 50 und 80 Liter Wasser benötigt. Trotz der sparsamsten Bewässerungsmethode, der Tröpfchen – Bewässerung, ändert sich nichts an der Gegebenheit, dass der „Wasserabtransport“ die Situation verschärft.
Patrick T. Fischer
Mai 2023